März 2012
Wenn Lernen und Liebe aneinander geraten
(Der folgende Artikel wurde in togoforum.com veröffentlicht, jetzt dort nicht mehr vorhanden):
Zwei Mädchen aus der 6. Klasse der CEG (Schule) Hedzranawoé (Stadtteil vom Lomé, Togo) bekämpften sich bis aufs
Blut wegen eines Jungen. Wie unser Korrespondent berichtet, hatte eine Schülerin der CEG Hedzrawanoé eineFreundin in der
gemeinsamen Unterkunft mit ihrem Freund erwischt. Gekränkt zerrte sie ihre Freundin nachdraussen und gab ihr ein paar Ohrfeigen.
Die andere antwortete mit einem Faustschlage. Jetzt griffder Junge ein, um die beiden zu trennen. Das war aber vergebliche Mühe.
Die beiden Mädchen hatten sich unglaublich erhitzt, und setzten ihre Zähne und Fingernägel ein, kurz, alles wasdie Gegnerin
verletzen sollte. Es bedurfte des Einschreitens der anderen Hausbewohner um die zweiRivalinnen zu beruhigen. Beim Auseinandergehen waren
sie nicht wieder zu erkennen: Haare ausgerissenund der Körper voller Wunden. Wie unser Korrespondent berichtet, wurden beide
Mädchen amnächsten Tag auf Anordnung des Schuldirektors, der von dem Vorfall unterrichtet worden war, an den Pranger gestellt
und bekamen den Hintern versohlt. Die Zeitung verurteilt das Benehmen dieser zwei Mädchen, welches bestätigt, dass die
Schüler sich heutzutage mehr mit der Liebelei als mit dem Lernen befassen. "Freundschaften sind nicht schlecht, aber das Lernen hat
Vorrang" meint unser Korrespondent und rät den Kindern, sich zu beherrschen und auf eine geeignete Zeit zu warten,
auch wenn manchmal das sexuelle Verlangen vorherrscht.
Kommentar von oldtapir:
Gut gemacht, Herr Direktor! Vor einigen Jahren habe ich einen ähnlichen Vorfall auf dem
Grand Marché von Lomé erlebt. Ich hatte bei einem Mädchen eine Kleinigkeit für 500 CFA (0,75 EUR) gekauft und wollte
mit einer 1000 CFA Note bezahlen. DasMädchen suchte 500 CFA zum Herausgeben, als eine andere ihr die 1000 Franc entriss und abhauen
wollte. Die beiden Mädchen lieferten sich einen erbitterten Kampf, und als ich versuchte, sie zu trennen, bekam ich auch ein paar
Kratzer ab. Schliesslich nahm ein Mann einen Knüppel und schlug auf sie ein, was sie dann trennte. Ich glaube, diese beiden Mädchen
(besonders dieDiebin) hätten einen ordentlichen Hintern voll für ihr schlechtes Benehmen verdient. Leider gab es keinen Direktor,
denn die paar Knüppelschläge waren nicht so eindrucksvoll, wie eine tüchtige Tracht hinten drauf.
In Afrika ist es üblich, Auseinandersetzungen durch lautes Reden zu führen, und schnell können die Gegner zu
körperlichen Angriffen übergehen. Während Afrikaner im Allgemeinen sowieso laut sprechen und ihre Muttersprache für
uns ein wenig agressiv klingen mag, ist es nicht einfach, zwischen einem lebhaften Gespräch oder einem bevorstehenden Streit zu
unterscheiden. Wenn sie aber gewalttätig werden, ist alles klar. Es gibt keinen Unterschied unter den Betroffenen. Männer,
Frauen, Kinder: jeder kann gegen jeden kämpfen. Besonders Frauen halten sich nicht zurück und können sehr heftig auch
gegen Männer kämpfen, während Kinder (siehe voran gestellter Artikel oben) immer die Leidtragenden sind. Viele afrikanische
Theaterstücke oder Filme beinhalten derartige Streitereien im Alltagsleben. Als Beispiel habe ich zwei kurze Videoausschnitte aus
einer congolesischen Komödie ("Famille Mabe") beigefügt. Da sie in der Muttersprache sind, kann ich euch nicht den Grund dieser
Streitereien erklären. Es kann durchaus sein, dass er ziemlich unbedeutend ist. Aber der Kampf und die Schläge wirken sehr echt
und nicht gestellt.
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